Sonntag, 9. Mai 2010

Raceday

Es ist soweit, der erste Triathlon der Saison steht an. Die Vögel haben mich schon gegen 6:00 geweckt, aber erst um kurz vor sieben entschließe ich mich aufzustehen. Im Wohnmobil hat es mollige 21°, draussen sind es 6,5° C. In einer halbe Stunde kann man die Startnummern holen und ich überlege mir, was ich anziehen soll. Immerhin ist das Wasser ziemlich frisch und an Land geht ein leichter Wind. Schließlich entscheide ich mich für die Standardbekleidung: kurze Tights und ein Tria-Oberteil. Etwas essen, Startnummer holen, ein bischen Warmlaufen. Die Zeit vergeht wie im Flug und schon muß ich mich sputen in den Neoprenanzug einzusteigen, denn gleich ist Wettkampfbesprechung. Dann geht es Schlag auf Schlag. Neoprenhaube übergestülpt und ein paar Meter geschwommen. Erstaunlich - das Wasser erscheint gar nicht so kalt. Dann stellen wir uns an Land auf und warten auf das Startsignal. 3, 2,1, los und wir springen in den Weiher.
Der Schwimmkurs ist ein langgeszogenes Rechteck, das mit 6 Bojen gut erkennbar und zwei Mal zu umschwimmen ist. Trotzdem folge ich zunächst den Füßen meiner Vor-Schwimmer. Sehr schnell merke ich, dass meine Arme irgendwie nicht gut sind. Ok, das wird schon. Bald ist nichts mehr mit Orientierung an Füßen. Bin ich so langsam oder die anderen so schnell. Ich gehe von letzterem aus und mache mein Tempo. Mit der Neo-Haube geht es ganz gut; das Wasser ist grünlich klar und ... es schmeckt nach Wasser, nicht nach Tümpel. Wo ich die erste Runde fast geschafft habe höre ich hinter mir angestrengtes Plätschern: der erste Schwimmer ist schon auf dem Weg aus dem Wasser. Oje - ist der schnell. Ich nehme die zweite Runde in Angriff und versuche zentimeterweise an den/die Schwimmer/in 30 m vor mir aufzuschließen. Irgendwie wird das aber nichts. Ein Blick auf meine Uhr verrät mir, dass ich für meine Verhältnisse gut unterwegs bin, und so kraule ich weiter. Dann geht es auf das Ufer zu, das Wasser wird flacher, der letzte Armzug und ich versuche mich aufzurichten. Beim zweiten Versuch klappt es. Ich bekomme einen Applaus von den Zuschauern und bin "last out of the water". Heute trage ich den Titel mit einem kleinen bischen Stolz, denn die anderen waren viel schneller und ich habe meine Zeit um 3,5 Minuten gegenüber letztem Sommer verbessert. Nicht viel, aber immerhin.
Das Wechseln dauert gefühlt eine Ewigkeit, gestoppt aber nur knapp 2 Minuten.
Dann auf dem Rad: Erstmal versuche ich den Puls runter zu bekommen. Der springt irgendwo bei 178 herum, das ist zu viel. Nach ein paar 100 Metern ist es aber schon besser: 150 bis 155. Erholen und trinken ist angesagt. Es geht auf die Straße hinaus, da rollt das Schätzchen besonders gut auf dem glatten Belag.
Die Strategie für Radfahren und Laufen ist ganz einfach: immer kurz unter der anaeroben Schwelle. Und so geht es gefühlt leicht ausgebremst dahin. Die Strecke ist nach einem ersten Überholmanöver frei. Jetzt weiß ich, dass es eine Schwimmerein war, die ich nicht eingeholt habe.
Dann passiert etwas ganz Absonderliches. Ein Radfahrer hängt sich in meinen Windschatten. Wo doch Windschattenfahren verboten ist. Es sind doch Stealth-Motorräder mit Stealth-Schiedsrichtern unterwegs, um die Einhaltung sicherzustellen. Eine ganze Weile hält er sich in meinem Windschatten, bis er irgendwann vorbeizieht und sich nahezu abstandslos vor mich setzt. Sehr ärgerlich finde ich das, nicht einmal irgendeine Form von Sicherheitsabstand ist noch da. Und das Beste: dieser Fahrer hat keine Startnummer - oder ich sehe sie nicht. Sollte der hier aus Spaß an der Freud mitfahren? Mir egal, links raus überholen und mein eigenes Tempo machen. Der Geisterfahrer hält sich noch eine ganze Weile bis er verschwindet. Ich zähle 4 Radfahrer, die ich überhole. 6 oder 8 überholen mich. Dann bin ich schon auf der zweiten Runde und immer noch recht alleine unterwegs. Ich trinke und nehme ein Gel, denn in ein paar Kilometern gilt es auf die Füße umzusteigen. Mein Schnitt liegt bei 32 -33 km/h. Ich bin zufrieden, denn es geht alles noch so leicht. Auf den letzten paar hundert Metern vor der Wechselzone gehe ich aus den Schuhen raus und nehme einen letzten Schluck. Dann heißt es runter vom Rad und zum Wechselplatz. Schnell in die Schuhe und nach 1:16 bin ich auf der Laufstrecke. Wieder heißt die Devise: Puls einpendeln, Tempo runterregulieren. Dann bin ich mit ca. 5 min/km unterwegs. das fühlt sich gut an. Zwei mal muss die Pendelstrecke durchlaufen werden. Die Teilstücke sind kurzweilig und überschaubar - und ich bin nicht mehr allein.
Nach 3 km scheint irgendwas im rechten Schuh an der Ferse zu drücken. Ich ziehe den Strumpf zurecht. Leider ohne Wirkung. Mist, das ist doch noch viel zu früh, um sich Blasen zu laufen.
Nach 4 km bekomme ich ein Gefühl wie Seitenstechen, etwas dumpfer vielleicht. Also nehme ich ein bischen Geschwindigkeit raus und atme bewusster.
Nach kurzer Strecke sind beide Phänomene verschwunden. Ich bin erleichtert und finde eine Häsin. Sie läuft perfekt mein Tempo und ich hänge mich an sie dran. Zum zweiten Mal geht es um den Wendepunkt und die sanfte Steigung hinauf. Bis jetzt ist es gut gelaufen. Anstrengend, aber ohne Durchhänger, einfach super. Ich beginne mir Gedanken zu machen, wann ich das Tempo anziehen soll. 1 km vor dem Ziel sollte noch etwas gehen. Also wechsle ich auf die Nachbarspur des Waldweges und beginne das Überholmanöver. In Gedanken schicke ich ein "Danke" an die Häsin und setze mich langsam aber konstant ab. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es knapp wird, die 2:30 zu schaffen, aber vielleicht .... Ich versuche die letzten Krümel der Körner zu aktivieren, überhole noch einen Läufer und bin im Zielbogen. 2:30:15 zeigt der Garmin an.13 Minuten schneller als letzten Sommer. Ich bin zufrieden, happy, so ein Rennen habe ich mir gewünscht. Start-Stop-ohne Prob. Genial. Und das bei super Sonnenwetter.
Bei alkoholfreiem Weißbier genieße ich die Sonne und die Siegeehrung. Und lerne, dass hier und heute die Niederbayerische Meisterschaft ausgetragen wurde. Jetzt weiß ich auch, warum ich im Schwimmen so langsam war.

Zahlen und Fakten:
Offizielle Zeit: 2:30:14,12 h - 10. von 12 in M40
Beste Zeit in M40 2:03:16
Bester Gesamt: 1:48:20

6 Kommentare:

  1. Herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen ersten Wettkampf der Saison! 13 Minuten schneller als im Vorjahr ist schon gewaltig.
    Ich mache ja schon Luftsprünge wegen 12 Sekunden ;-)
    Das scheint deine Saison zu werden.
    lG
    Ralph

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Ralph,
    danke für die Glückwünsche. Das ist aber doch nur einer der Anfangserfolge. Dies war der zweite Tria über diese Distanz. Mal sehen wie Bamberg läuft.
    LG, Michael

    AntwortenLöschen
  3. Wir kennen uns zwar nicht, gratuliere dir aber trotzdem zu deiner Leistung!
    Schöner Artikel!

    AntwortenLöschen
  4. Hallo Anonymus,
    danke für's "vorbei-lesen".
    Vielleicht kennen wir uns doch irgendwoher?

    AntwortenLöschen
  5. Das war schön zu lesen! Ich habe mich dieses Jehr für meine erste Od angemeldet und lese alles was mir unter die Finger kommt....

    Viele Grüße
    Kullerbein

    AntwortenLöschen
  6. Hallo Kullerbein,
    danke und viel Spaß bei der ersten OD. Wo geht's denn an den Start?

    AntwortenLöschen