Sonntag, 21. Juli 2013

Kräftig, Stark, Lalalahm

Immenstadt. Nicht ganz ohne Grund als der Saisonhöhepunkt zu bezeichnen. Höhepunkt ist hier die Radstrecke als solche. Nun - ich will der Reihe nach berichten.
Freitag habe ich mir einen Tag Urlaub genommen. Wenn Samstag früh um 8 Uhr Start ist, dann ist das gerechtfertigt. Und so komme ich Freitag Mittag mit meinem Wohnwagen auf dem Alpseecampingplatz an. Ein kleiner funktionaler Campingplatz mit einem modernen Zentralhaus. Praktisch hier ist, dass der Start (5 min) und die erste Wechselzone (2 min) zu Fuß zu erreichen sind.


Ich schau mir das Gelände an und freue mich über das saubere Wasser im See. Bevor es Abends zur Wettkampfbesprechung geht, geht noch ein kleiner Schauer runter. Kein Problem, dann ist die Luft morgen nicht so geladen - zumindest nicht wetterseitig. Die Startnummernausgabe und die Besprechung laufen professionell ab.


Samstag früh beginnt die übliche Routine: Anziehen, Frühstücken, Fahrrad einchecken.


Wegen der Nähe gönne ich mir den Luxus nochmal zu Campingplatz zurückzugehen, und die restlichen Tüten zu holen. Beutel abgeben. Fühlung mit dem Wasser aufnehmen und schon geht es los. Zunächst geht es raus auf den See, dann wieder zum Ufer zurück. Leicht schräg, damit die höher steigende Sonne nicht so sehr blendet. Ein freundliches Segelboot dient mir als Wegweiser und Markierung, später sehe ich auch den Zielbogen. Ich bin es diesmal langsam angegangen, um nicht gegen die Mauer zu schwimmen. Und damit geht der "Rückweg" wunderbar. Gleichmäßig, mit Rythmus. Ich habe das Gefühl für meine Verhältnisse schnell zu sein. Beim Ausstieg wird es flach, so dass ein paar Meter im Wasser zu laufen sind, dann gibt es Teppich.

Hinein in die Wechselzone und raus aus dem Neo. Gleich von der Startlinie an geht es leicht bergauf. Dann hinein nach Immenstadt und dort zum Kalvarienberg. Der hat 18 Prozent Steigung und ist knapp 1 km lang. Heftig aber machbar. Danach geht es ab- und aufwärts nach Martinszell wo es gilt, einen serpentinenförmigen Fußgängerweg hochzufahren. Es geht erstaunlich leicht. Ab Niedersonthofen wird es heftig. Auf 4-5 km fährt man eine Steigung von 6 - 10 Prozent hinauf.

Immer wenn man denkt, es wäre geschafft, geht der Anstieg hinter dem nächsten Baum weiter.


Die Belohnung für die Qualen folgt bald darauf: zwei Gefällestrecken mit 12-14 Prozent. Schnell sein ist schön, aber bei 50 km/h fange ich an zu bremsen. Einige Scheiben wummern da mit deutlich höherem Tempo an mir vorbei den Berg hinunter. Bei Missen gibt es noch einen langgezogenen Anstieg, der allerdings nicht so steil ist. Wenn man diesen geschaft hat, rollt man wieder nach Immenstadt hinunter. Und beginnt Runde zwei. Die Strecke ist anstrengend, aber machbar. Zwischendrin hatte ich mal einen kleinen Pieks im rechten Knie, sonst war alles ok. Wie gut, dass ich Steigungen trainiert habe.
Die Anfahrt auf Wechselzone 2 führt durch Immenstadt hindurch. Man steigt ab, das Rad wird einem abgenommen, man läuft zu den Beuteln, wo einem der eigene quasi aufgedrängt wird. Die Helfer hier sind fantastisch. Mit Megaphonen wirden die Startnummern weitergegeben, da so der Beutel schneller bereit ist, als man hinlaufen kann. Im Wechselzelt schnell in Strümpf und Schuhe hinein - und die Überrest der Gels ausladen.
Mit einer Stadionrunde geht es auf die Laufstrecke. Eine Strecke mit zwei Pendelästen. Eine Ende liegt in der Stadt. Über den bevölkerten Marktplatz und zurück. Dann geht es wieder durch das Stadion und hinaus, wo es leiser und beschaulicher wird. Und schattig ist. Das ist sehr angenehm. Die 30° kommen mir gar nicht so heiß vor. Ich bin bei ca. km 7 als das Drama beginnt. Rechtes Knie und linke Leiste melden sich. Nicht schön. Ich versuche das Problem zu kontrollieren, indem ich an den Verpflegungsstellen gehe. Nach einer Weile reicht das nicht. Ich werde langsamer. Bewußtes Anziehen des Tempos führt zu deutlichem Schmerz, nichts was ich noch "wegdenken" kann. Also dann ... Schadensbegrenzung. Ich verabschiede mich von der sub 6 und gehe auf das letztmögliche Ziel: finishen. Und auch das fällt mir schwer, sehr schwer. Ich gehe immer öfter - das geht. Nur habe ich keine Lust auf Wandertag. Dass ich quasi durchgereicht werde interessiert und stört mich nicht. Ich weiß, dass ich die Energie hätte, nur die Orthopädie nicht mitmacht. Ich feixe mit dem Fotografen auf dem Weg zum letzten Wendepunkt. Er sagt, das Bild wäre gut geworden.


Wieder antraben ... Nur noch vier Kilometer - meine vier längsten. Da hilft es nichts, die Distanz mit heimischen Laufstrecken zu vergleichen. Abzubrechen geht mir auch durch den Kopf, komischerweise nie so wirklich ernsthaft. Immer wieder gehe ich und überlege, wie ich die Stadionrunde hinbekomme. Dort zu gehen wäre mehr als ... unpassend. Die letzte Rampe - eine von dreien auf der ansonsten wirklich flachen Strecke. Um zwei Bäume rum und dann bin ich im Stadion. Es fühlt sich wahrlich nicht gut an, aber ich schaffe es die Runde ohne Unterbrechung zu laufen. Normalerweise würde ich hier versuchen nochmal anzuziehen. Heute jedoch nicht. Zielbogen.


Langsam schiebe ich mich in Richtung Verpflegung, atme Getränk und Kuchen ein. Dann nutze ich den Massageservice. Zwei Mädels geben sich große Mühe meine Schmerzen zu lindern. Und es gelingt auch für eine Weile. Ich sammle meine Tüten und das Fahrrad ein und radle zurück zum Campingplatz. Hier merke ich so langsam wie kaputt mein "Fahrgestell" ist. Ich kann kaum aus dem Sitzen aufstehen, weil mir im linken Bein die Stabilität in der Leiste fehlt. Das rechte Bein funktioniert auch nur im ausgestrecketen Zustand. Nicht witzig. "Das ist der Finisher-Schritt" wird mir im Restaurant zugerufen.
Nun - ich denke ich habe ein Gefühl für "die zweite Hälfte" bekommen. Vielleicht ist es auch nur ein Vorgeschmack. Oder gar nicht vergleichbar. Jedenfalls werde mich noch eine Weile mit dem "Gefühl danach" beschäftigen. Erlangen muss ich streichen. So schnell kommt das nicht wieder in Ordnung. Nichtsdestotrotz ein ordentliches Saisonende.

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