Samstag, 19. Dezember 2009

Giant-isch

Meine Frau hat mich mit "Der Verrückte" begrüßt, als ich zurückgekommen bin. Dafür waren die Kinder heute ausnahmsweise beim Bäcker Brötchen holen.
Ist nicht jeder Marathoni oder Triathlet ein bischen verrückt?
Ich bekenne mich heute dazu, denn es war verrückt ... aber schöööön.
Los ging es kurz nach 7. Es hatte -13,5 °C draussen.
Schon am Abend zuvor habe ich mir die diversen Zwiebelschichten vorbereitet, die ich heute anziehen wollte. Jetzt stecke ich in diesen Kunstfaserhäuten, habe die Sturmhaube drübergezogen und gehe hinaus in die Kälte. Ich will einfach den in der Nacht gefallenen Schnee genießen.
Schnell lerne ich, dass ich früher hätte aufstehen müssen, um unberührten Schnee genießen zu können. Trotzdem bin ich allein.
Die Reifen des MTB versinken in der Schneedecke. Ich grabe eine kleine Schlucht in den pulvrigen, kristallinen Schnee. Und am Grund dieser Schlucht drückt sich das Reifenprofil ab. Der Dynamo schnurrt. Bei solchen Schneemengen ist das eher ungewohnt. Normalerweise stellen diese Teile nach ein paar 100 m den Dienst ein, weil die Rolle vereist ist. Diesmal nicht; vielleicht liegt das an den breiten Reifen.
So geht es auf innerstädtischen Radwegen dahin. Mal bricht das Hinterrad aus, mal rutscht das Vorderrad ein wenig weg. Aber langsam geht es aus der Stadt hinaus und ich freue mich auf die Herausforderung dieser Strecke: eine ca. 14% Steigung von 150 m Länge.
'Kette links' heißt das Motto. Ich rutsche auf dem Sattel nach hinten um möglichst viel Gewicht und damit Traktion auf das Hinterrad zu bekommen. Den Spuren nach zu schließen hat heute morgen ein anderer Radfahrer versucht diese Steigung zu bewältigen. Nach ca 1/3 des Weges sehe ich seine Fußspuren: hier hat er aufgegeben und ist abgestiegen. Ich rutsche noch weiter hinter und versuche gleichmäßig zu treten. Kein Problem bis ca. 2/3. Dann merke ich aber wie das Hinterrad anfängt ein bischen durchzurutschen. Weitermachen, gleichmäßiger. Umdrehung für Umdrehung schraube ich mich durch den Schnee. Geschafft.
Weiter geht es zunächst auf geräumten Wegen und dann auch auf unberührtem Schnee. Schwups - das Vorderrad versinkt unerwarteter Weise tiefer als gewöhnlich im Schnee. Ein verdecktes Schlagloch. Später krache ich hörbar durch eine gefrorene Pfütze. Das macht richtig Spaß. Mittlerweile ist es auch hell geworden. Ein Stückchen weiter voraus hat der Schnee eine seltsame Zeichnung. Ich packe den Lenker fester und bereite mich auf das vor, was ich noch nicht weiß dass passieren wird. Schwupp - schon bin ich drüber und es ist nichts passiert. Kein Eis, kein Loch. Entspannen ist angesagt. So geht es noch ein paar Kilometer durch die weiße Pracht.
Wo die Kälte langsam in die Füße kriecht bin ich froh zu Hause anzukommen. 1:15 h und 18 km bei -13,5 °C. Ist das nicht verrückt? Mir hat es Spaß gemacht.
Und jetzt bekenne ich mich dazu, daß ich Warmduscher bin ;-)

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